In einer kreativen Tätigkeit zu arbeiten hat seine guten und auch seine schlechten Seiten. Die Ideen kommen dann, wenn sie es wollen und lassen sich nur schwer steuern. In anderen Berufen ist es meistens so, dass man mehr und mehr Resultate bekommt, desto härter man arbeitet. Die Kreativität sieht das jedoch leider manchmal ein bisschen anders. Je mehr man versucht die Ideen herauszulocken, desto schneller ist man dann auch mal ausgebrannt und man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Als Designstudent ist mir das leider andauernd passiert. Jedes Projekt musste in einem bestimmten Zeitrahmen fertig werden und somit auch von Woche zu Woche wachsen. Da passiert es schnell mal, dass man in dieses Loch reinfällt, in dem man bis morgen früh DIE EINE Idee haben muss, um sie überhaupt mit seinem Professor besprechen zu können. In diesem Moment sagt das Gehirn dann gerne mal: Kreativität? Was ist das? Du, kreativ? Haha, als ob! Und dann kommt die Panik.
Es gibt einige Nächte, in denen ich einfach nicht schlafen kann und mich einfach nur hin und her wälze, um irgendeinen Plan auszuhecken, der eine gute Idee werden könnte, … oder halt auch nicht. Unter Druck zu arbeiten und von mir selber zu erwarten einfach zu funktionieren, lies mich von einer stressigen Woche in die nächste stolpern. Dadurch wurden meine Projekte dann eher ein Mix aus einem herumrennen wie ein kopfloses Huhn und einem verzweifelten Versuch mich irgendwie wieder fokussieren zu können. Dabei habe ich wirklich alles versucht.
Vom Herumsitzen vor einem leeren Stück Papier und sinnlosem Gekritzel, bis zu Pausen, die ich mir nur mit schlechtem Gewissen erlaubt habe und deswegen trotzdem nicht abschalten konnte. Es war ein Desaster. Natürlich habe ich es am Ende immer irgendwie hinbekommen auch etwas abzuliefern wo ich stolz drauf sein konnte, aber der ganze Stress dahinter war einfach komplett unnötig.
Nachdem ich nach einigen Semestern immer unzufriedener mit mir selber wurde, habe ich mich endlich hingesetzt und den Elefanten im Raum bezwungen
Ich musste unbedingt die Kontrolle über meinen Körper und meine Gedanken zurückgewinnen. Zu verstehen was Kreativität überhaupt ist, half mir mein wichtigstes Werkzeug zu begreifen und kontrollierter einzusetzen.
Also was ist Kreativität denn überhaupt?
Bei Definition bedeutet es: Die Fähigkeit zu besitzen, etwas Neues zu erschaffen, was einen gewissen Nutzen mit sich bringt.
Ich weiß nicht mehr wo ich es gelesen hatte, aber jemand hat mal gesagt, dass Kreativität und Intelligenz untrennbar verbunden sind. Du musst intelligent sein, um neue Verknüpfungen zu erstellen und etwas Neues zu erschaffen. Du musst außerdem sehr kreativ sein, um intelligente Entscheidungen zu treffen und über den Tellerrand hinausschauen zu können.
Das heißt also, wenn du die Kontrolle über meine Kreativität gewinnen möchtest, musst du versuchen meine Intelligenz zu kontrollieren. Ohje! Du denkst jetzt vielleicht: „Okay, dann lerne ich halt.“ Leider rede ich hier jedoch nicht von Bildung.
Um die Kontrolle darüber zu gelangen, wann und wo du auf Knopfdruck kreativ denken kannst, müsstest du in der Lage sein die Verbindungen in deinem Gehirn gezielt zu kontrollieren. Zumindest wissen wir jetzt das jeder Mensch auf seine Art und Weise kreativ und intelligent ist. Wie du siehst ist es gar nicht so einfach die Kontrolle über etwas unkontrollierbares zu gewinnen, aber da ist trotzdem Hoffnung. Durch meine langfristige Erfahrung mit Ups und Downs im Leben eines Kreativen, konnte ich mir ein paar Dinge aneignen, die mich auch an den eher unkreativen Tagen produktiv sein lassen.
Mit diesen Schritten bleibst du produktiv:
- Plane im Voraus, damit du dir bei kreativen Tiefpunkten Zeit verschaffen kannst. Wenn man ein neues Projekt beginnt, sprüht man normalerweise noch vor lauter frischen Ideen. Verschaffe dir dadurch einen Vorteil, indem du jede klitzekleine Kleinigkeit aufschreibst und skizzierst. Auch wenn die Teile davon nicht als wichtig erscheinen, lässt es dich nachher deine eigenen Gedankengänge nachvollziehen und ausarbeiten.
- Hast du gerade ein Tief? Arbeite die Teile des Projektes aus, die du auch so kontrollieren kannst und schau dir nochmal deine ersten Notizen an.
- Pass auf deinen Körper und deinen Geist auf. Ernähre dich gesund, beweg dich oft genug und trink viel Wasser. Diese drei Dinge haben einen sehr großen Einfluss darauf wie du dich fühlst. Wenn du dich nicht fit und gesund fühlst, wird dein Verstand auch nicht richtig arbeiten können. Ein gutes Training pusht außerdem dein Energie Level und damit auch deine Gehirnaktivität.
- Plane Pausen ein, bei denen du weder über dein Projekt sprichst, noch nachdenkst. Triff dich mit einem Freund oder einer Freundin und finde einfach ein bisschen Ablenkung. Abschalten ist angesagt.
- Treffe dich mit einem Familienmitglied oder Freund/Freundin nur um über dein Projekt zu reden. Dabei geht es nicht darum das dir derjenige hilft, sondern damit du deine Gedanken mal laut aussprechen kannst. Du musst einem Außenstehenden dein Projekt erklären und wirst dabei gleichzeitig von einer anderen Perspektive an die Sache rangehen können.
- Verwende ein Bullet Journal. Ich bin eine sehr spontane Person und immer, wenn ich Leute mit Planern gesehen habe, dachte ich, dass ich so etwas nicht brauche. Dabei sind diese Notizbücher so praktisch! Seitdem ich mir dann endlich mal eins zugelegt habe, habe ich endlich aufgehört Dinge zu vergessen… und ich konnte anfangen mich selber besser zu organisieren. In einem Bullet Journal kannst du einen eigenen Kalender schreiben, du kannst es aber auch einfach nur für Notizen und Listen verwenden. Das ist dir komplett selber überlassen.
Starte ein Bulletjournal
Indem ich endlich angefangen habe ein Bulletjournal zu verwenden, habe ich auch endlich angefangen meine eigenen Ratschläge umzusetzen.
- Ich trage alle meine Notizen in das Buch ein, damit ich weder die guten noch die schlechten Ideen vergesse. Wenn ich dann gerade mal nicht weiterweiß, schaue ich zurück auf meine Notizen, um meinen ursprünglichen Gedankengang nochmal nachzuvollziehen.
- Wenn ich aufschreibe wie viel Wasser ich trinke, trinke ich auf einmal viel mehr. Meine Haut sieht dadurch besser aus und ist plötzlich auch ganz weich. Meinen Fitnessplan aufzuschreiben hilft mir mich daran auch zu halten. Wenn ich dann den einen oder anderen Punkt als erledigt abhacken kann, geht das direkt ins Belohnungszentrum vom Gehirn.
- Immer wenn ich ein leckeres Rezept finde, schreibe ich das jetzt in mein Bullet Journal. Anstatt immer nur dasselbe zu kochen, kann ich jetzt in meinem Buch andere Vorschläge finden und mich gesünder ernähren.
- Meine Woche zu planen, anstatt in meinem Kopf immer wieder die Termine der Woche durchzugehen, erlaubt es mir die Zeit mit meinen Freunden und der Familie vernünftig mit einzuplanen. Das finde ich besonders gut daran einen Kalender in meinem Journal zu haben, da ich dadurch genau sehe, ob ich auch noch etwas Zeit für mich finde oder nicht.
- Am Ende ist es einfach etwas völlig anderes alles niederzuschreiben, anstatt es nur im Kopf zu behalten oder in sein Smartphone zu tippen. Etwas von Hand Geschriebenes vergisst man nicht so leicht und es gibt dem Ganzen nochmal eine tiefere Bedeutung. Ideen aufzuschreiben und auf einem Stück Papier zu sehen, gibt dem Ganzen einen haptischen und visuellen Effekt, der für das Gehirn leichter zu verarbeiten ist.